"Schottische Hochlandrinder in Annenwalde"
Annenwalde hatte schon seit der Gründung neben der Tradition als Glasmacherdorf immer auch ein landwirtschaftliches Gut. Über die Zeitläufe hinweg existierten verschiedene Arten der bäuerlichen Formen in unserem Dorf, doch haben sich Bauern als wichtige Stützen der dörflichen Gemeinschaft erwiesen. Leider ist mit dem Ruhestand und dem Tod des letzten Bauern, Herrn Ulrich Stutz, diese Tradition im Mai 2016 (vorerst) erloschen.
Doch zum Glück ist die bäuerliche Tradition nicht vollständig ausgestorben. Seit kurzem grasen 5 friedliche Schottische Hochlandrinder auf einer großen Weide am Dorfrand und verkünden einen Neubeginn der alten Lebensweise. Die Familie Stutz war seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als Bauern in Annenwalde tätig. Der Sohn Olaf hatte sich zwar der Forstwirtschaft zugewandt, doch sein Interesse für die Landwirtschaft nie aufgegeben. Da aber Maike und Olaf schon immer Tiere als Teil ihres Lebens empfunden haben und sie daher Pferde, Hunde, Katze und Kaninchen ihr Eigen nennen, überlegten sie auch, ihren "Zoo" zu erweitern. Und so haben sie sich 2014 zum Hobby 2 Kälber der Rasse "Schottische Hochlandrinder" angeschafft. Diese auch als "Scottish Highland Cattle" bekannten Weidetiere sind als gutmütige und anspruchslose Rinder bekannt, die ganzjährig auf der Weide gehalten werden können. Sie benötigen nur in sehr strengen Wintern mit hohen Schneedecken Heu als Zusatzfutter und sind damit wesentlich unempfindlicher in der Haltung als zum Beispiel Pferde, die viel sensibler auf Futter und Umgebung reagieren. Diese ersten zwei Tiere haben sie auf dem Gelände hinter ihrem Haus gehalten. Doch zwei Rinder sind beim besten Willen keine Herde.
Und so entschieden sie sich, eine wirkliche Rinderherde, wenn auch nur eine kleine, aufzubauen. Seit dem 01. Januar 2017 sind sie nun als Nebenerwerbslandwirte stolze Besitzer einer eigenen Schottischen Hochlandrinderherde, die im Juni durch den Zukauf von zwei weiteren Kühen und – dem wichtigsten Bestandteil einer Zucht – einem Bullen besteht. Alle Tiere stammen aus verschiedenen Zuchtbetrieben aus Nord-Brandenburg. Dadurch sind die Voraussetzungen vorhanden, eine echte Zuchtherde aufzubauen. Die Vorstellungen gehen heute dahin, bis zu maximal 10 Rinder zu halten, die unter anderem auch zum Tausch mit anderen Herden zu ermöglichen. Dies würde die Genvielfalt und damit die Gesundheit der Rinderrasse verbessern.
Die kleine Herde steht nun auf einer großen Weide an der "Havelallee" hinter Haus Nr. 47.
Familie Stutz hat die Fläche vom Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. gepachtet. Der Verein erprobt auf dieser vereinseigenen Fläche erstmalig das Konzept der sogenannten „wilden Weiden“. In sehr extensiver Form, d.h. mit einem sehr geringen Tierbesatz und möglichst ohne viel „menschliches Zutun“, weiden die Rinder dort ganzjährig. Sie sorgen damit für die Offenhaltung des Grünlandes und ein vielgestaltiges Vegetationsmosaik, das auch vielen an solche Strukturen gebundenen Tierarten zugutekommen wird.
Der Ausgangszustand und die weitere Entwicklung des Grünlands werden durch regelmäßige Erfassungen, z.B. botanische Kartierungen, Vogel- und Schmetterlingsartenerfassung dokumentiert. Damit können Rückschlüsse auf den naturschutzfachlichen Erfolg dieser Beweidungsmaßnahme gezogen und auch auf andere bewirtschaftete Vereinsflächen übertragen werden.
Die Herde wird damit auf einem sogenannten Geringstland am westlichen Dorfrand naturnah in einer extensiven Weidehaltung bewirtschaftet. Zur Durchführung dieses Pilotprojektes zur Biotopverbesserung hat der Förderverein im Rahmen eines Auswahlverfahrens sich für das Konzept von Familie Stutz entschieden.Das gesamte Projekt ist auf mindestens 5 bis 10 Jahre angelegt.
Und so stehen nun diese wundervollen Tiere (siehe Fotogalerie) auf der 20 ha großen Weide zwischen Densowsee und Friedhof. Geschützt und behütet durch einen Elektrozaun werden sie das ganze Jahr über hier in unserem Dorf ihr Leben genießen können. Man sollte vermeiden, die Weide zu betreten und auch die Tiere nicht füttern. Sie sind zwar sehr friedlich und gutmütig, doch – wie auf den Bildern zu sehen – mit respekteinflößenden Hörnern bewaffnet. Als eine urtümliche Rinderrasse sind sie auch in der Lage, sich gegen Gefahren selbst zu verteidigen.
Erfreuen wir uns an ihrem Anblick, danken Maike und Olaf für ihren unternehmerischen Mut und wünschen dem Projekt viel Erfolg!