Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
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12.4: Von der Porcellain

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12.4 Über das Porcellain

 

Das echte Porzellan wurde etwa seit dem Jahre 1000 in einer inzwischen vollendeten Qualität ausschließlich in China hergestellt. Bisher war es den Chinesen auch gelungen, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu wah­ren. Chinesisches Porzellan war daher auch an den euro­päischen Fürstenhöfen eine Seltenheit. Der Drang der Fürsten nach dem Besitz von Porzellan konnte auch nicht ausgeglichen werden durch die in Form und Dekor ausge­zeichneten Glaswaren, die als Gläser, Krüge und Schalen gegen Ende des 17. Jahrhunderts auch in märkischen Hüt­ten hergestellt wurden und die man als Kristallglas bezeichnete. In dem im Literaturverzeichnis unter Nr.1 genannten Werk von Robert Schmidt finden sich hervorra­gende Abbildungen solcher "Brandenburgischen Gläser". Das Museum im Schloß Köpenick zeigt sie zum Teil noch im Original. Porzellan war aber begehrter als Kristall­glas. So war man also weiter darauf bedacht, hinter das Geheimnis der Porzellanherstellung zu kommen. Der be­rühmteste aller Glasmacher, Johann Kunckel, dem 1678 die Leitung der Potsdamer Hütte übertragen worden war, stell­te ein "beinweißes Milchglas" her unter Zusatz von Asche aus abgebrannten Häusern oder Scheunen. Eine noch schö­nere Art sollte es werden, und dem "Porcellan gantz gleich", wenn man die sonst zu verwendende Kreide durch gebrannte Knochen oder Hirschhorn ersetzte. Noch in der zweiten Hälfte des 18.Jahrh. wird in Zechlin beson­ders gelobt "das undurchsichtige weiße Glas, welches man milchweiß nennet, und das dem echten Porcelain ungemein nahe kommt; man machet daraus Salatieren, Waschbecken und andere Geschirre." Die Versuche, Porzellan durch eine Glasmasse nachzuahmen, wurden auch nicht aufgegeben, als der Alchimist Johann Friedrich Böttger 1709 das erste europäische Porzellan herstellte. Bei den Versu­chen zur Nachahmung des echten Porzellans gab es man­cherlei Unredlichkeiten und Betrügereien. Und anschei­nend ist auch bei der Gründung der Annenwalder Hütte eine betrügerische Manipulation nicht auszuschließen. Bevor ich aber darauf eingehe, will ich doch versuchen,

 

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dieses sogenannte Porcellaine näher zu beschreiben. Um dieses Material herzustellen, genügte das gewöhn­liche grüne Glas. In üblicher Weise wurde das Hohlglas geblasen. Das fertige Glas, etwa eine Schale, wurde nun in Gips oder Kalk gewälzt und erneut ins Feuer ge­bracht. Der Gips bzw. Kalk verbindet sich dabei mit der Glasmasse und gibt ihr die Weiße und die Härte des Porzellans. Durch den zweiten Brand hat aber das Glas eine sehr rauhe Oberfläche erhalten. Es muß des­halb durch Schleifen geglättet werden. Nach dem Schlei­fen konnte der Porzellanmaler mit seiner Arbeit begin­nen. Aber es fehlte die eingebrannte Glasur, da man das Gefäß nicht noch ein drittes Mal in den Ofen brin­gen konnte. So schreibt ein Maler aus der Basdorfer Hütte: "'Weil nun gar keine Glasur darauff ist, so haben die Farben noch keine rechte Art, dieweil sie allemeist in der Coleur changiren."

Proben von derartigem inländischem Porcellain hat­te der Kriegsrat Pfeiffer auch seinem ersten Bericht an den König Friedrich II. beigefügt. (Seite 22) Er be­hauptete, daß solches der Unternehmer Zimmermann anfer­tige, der eine neue Entreprise gründen wolle. Porcel­lain wurde aber in der Grünen Hütte bei Zechlin, in der Zimmermann die letzten Jahre tätig gewesen war, nicht hergestellt. Es blieb daher fraglich, woher denn nun diese Proben stammten. Nun fand ich in einem recht um­fänglichen Aktenband ein Schreiben eines Johann Fried­rich Schackert, dass uns Aufklärung gibt. Schackert war zeitweiliger Miteigentümer der Basdorfer Hütte. (s. Kapitel 12.3) Mit ihm hatte sich Zimmermann von Zech­lin aus Ende 1752 in Verbindung gesetzt und ihn aufge­fordert, ihm - dem Zimmermann - gewisse Proben von Porcel­lain anzufertigen. In dem erwähnten Schreiben an die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer vom Mai 1755 berichtet Schackert: "Ich habe mich mit ihm eingelas­sen, ein ganzes Service von Porcellain verfertigt und ihm überliefert, welches er Sr. Königlichen Majestät zur Probe überreicht, und auf dieses Werk eine Konzes­sion zu Annenwalde erhalten hat." Nicht nachweisbar ist, ob die falsche Angabe über den Hersteller der

 

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Stücke von Zimmermann oder von Pfeiffer stammt. Nach den Angaben von Schackert hatte ihm Zimmermann weitrei­chende Versprechungen gemacht. Wenn er erst die Konzes­sion für Annenwalde habe, dann sollte Schackert bei ihm arbeiten und einen "honetten Profit" erhalten. Er wüßte mehr als zehn Gelegenheiten, wo er das Porcellain abset­zen könne. Für den Schackert und seine Familie würde ein Haus gebaut werden und so fort. Als aber Schackert Weihnachten 1754 nach Annenwalde kommt, muß er feststel­len, daß alles leere Versprechungen waren. Insbesondere fehlte es "an den nötigen Arbeitern und an geeigneten Öfen." Er verläßt daher um 1755 Annenwalde wieder, um sich "an einen solchen Ort zu begeben, wo er Arbeit und Subsistenz genug habe." Es ist unbekannt, wo er dann abgeblieben ist.

Aber auch ohne Schackert ist in Annenwalde solch Porcellain hergestellt worden. Wir können das aus einem sogenannten Freipaß ersehen. Zimmermann war in dem umstrittenen Erbpacht-Vertrag im Absatz 6 die Zoll-und Lizenzfreiheit "für seine Glas- und Porcellain­waren in allen Königlichen Landen" zugebilligt worden. Da aber dieser Vertrag vom Dezember 1753 immer noch nicht endgültig genehmigt war, mußte Zimmermann Jahr für Jahr die Ausstellung eines Freipasses beantragen, wenn er seine Waren auf der Havel und der Elbe z.B. nach Hamburg transportieren lassen wollte. Die Ab­schrift solch eines Freipasses vom Juli 1758 ist er­halten geblieben. Danach versendet Zimmermann außer 200 tausend Bouteillen und vierkantigen Flaschen noch 300 Kisten Fensterglas und für 200 Taler "Glaß Porcel­lain Waaren an Terrinen, Castrollen, Coffee und Milch-Kannen etc." Damit ist erwiesen, daß zumindest bis 1758 dieses Porcellain in Annenwalde hergestellt wurde. In den Pässen von 1760 und später sind solche Porcellain-Waren nicht mehr aufgeführt.

In dem Buch "Die Kunstdenkmäler des Kreises Temp­lin" (Lit. Nr. 15) wird gesagt, in der Kirche befinde sich ein "Kelch aus weißer Masse (Glas?), 18,5 cm hoch, an der Kuppa muschelartige Verzierungen, vielleicht Erzeugnis der Annenwalder Hütte." Ich kann mich an

 

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diesen Kelch, der um 1930 noch vorhanden gewesen sein muß, nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich ist er bei der Renovierung 1933 verloren gegangen. Er ist jetzt jedenfalls nicht mehr auffindbar.

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