Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
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1. Frühgeschichte der Uckermark

Die Annenwalder Chronik des Lehrers Walter Reschke enthält auch einen Artikel über die Vor- und Frühgeschichte von Uckermark und Annenwalde. Da er diesen bereits im Jahre 1940 geschrieben bzw. veröffentlicht hat, basiert er natürlich auf den Erkenntnissen seiner Zeit. Die Historik hat aber in den vergangenen mehr als 80 Jahren so viel neues Wissen hervorgebracht, dass ich es für angemessen erachte, hier einen neueren Stand zu vermitteln. Erinnern möchte ich an die Himmelsscheibe von Nebra und die Ausgrabung der Schlacht im Tollensetal. Bei diesem Beitrag werde ich mich in erster Linie nach Wikipedia richten.

 

 

1.0 Frühgeschichte der Uckermark

Wissensstand 2024

 

Die fruchtbare, eiszeitlich geprägte hügelige Grund- und Endmoränenlandschaft der Uckermark ist von der Seenkette des Ober- und Unteruckersees durchzogen und im Südteil überwiegend mit Buchenwäldern bestanden. Neben den großen Uckerseen gibt es eine Vielzahl kleinerer Seen. Die meisten der Seen sind das Resultat der Eisschmelze am Ende der letzten Eiszeit vor 15.000 Jahren.  Die Uckermark grenzt im Norden an Mecklenburg und Pommern, im Osten an die Neumark, im Süden an die Neumark und die Mittelmark (Barnim) sowie im Westen an die Mittelmark (Land Löwenberg, Ruppiner Land) und an den Fürstenberger Werder.

Der Name leitet sich vom Land an der Ucker (Uker) her, das vom slawischen Stamm der Ukranen bewohnt wurde.

 

Die frühesten menschlichen Funde der Uckermark in Criewen und Groß Fredenwalde wurden in die Mittelsteinzeit eingeordnet. Auf einem Weinberg bei Groß Fredenwalde wurde mit einem Alter von etwa 7000 Jahren das bisher wohl älteste Gräberfeld Deutschlands gefunden. Auslöser der Mittelsteinzeit waren die durch die Wiederbewaldung Mitteleuropas zu Beginn des Holozäns etwa 9600 v. Chr. (10. Jahrtausend v. Chr.) gesetzten neuen Lebensbedingungen. Die Menschen mussten lernen, anstelle des verschwindenden Großwildes der Kältesteppen nun in den Wäldern Standwild zu jagen und die Fischerei zu verstärken. Beendet wurde die Mittelsteinzeit durch die Ausbreitung der erzeugenden Wirtschaftsweise (Ackerbau und Viehzucht) der Jungsteinzeit zwischen 5800 v. Chr. und 4300 v.Chr.

Die Uckermark war auch in den nachfolgenden Epochen der Jungsteinzeit sowie der Bronze- und  Eisenzeit dicht besiedelt.

Im Zuge der Völkerwanderung verließen die Semnonen – ein elbgermanischer Teilstamm der Sueben – ab dem 5. Jahrhundert, bis auf wenige Restgruppen, ihre Heimat in Richtung Oberrhein und Schwaben. In der nachfolgenden Slawenzeit gab es im Uckerland bereits zahlreiche Siedlungen. Diese lagen meist an strategisch wichtigen Handelsstraßen. Teilweise entstanden bei den Siedlungen oder aus ihnen selbst Burgwälle, die dem Schutz der örtlichen Bevölkerung dienten. Grundsätzlich wird zwischen früh- und mittelslawischen (7. bis 8. Jahrhundert) sowie spätslawischen (9. bis 10. Jahrhundert) Anlagen unterschieden. Insgesamt lässt sich aufgrund mangelnder Grabungsergebnisse die Besiedlungkontinuität der einzelnen Siedlungsplätze nur schwer nachweisen. Bei den Anlagen Drense und Groß Fredenwalde konnte eine Besiedlung vom 7. bis 10. Jahrhundert nachgewiesen werden. In Fergitz am Oberuckersee ließ sich archäologisch eine Besiedlung erst für die spätslawische Zeit nachweisen. Groß Fredenwalde fällt hier aus dem Rahmen. Aufgrund des geografischen Profils der örtlichen Umgebung (schiffbarer Wasserweg bis ins Hochmittelalter) kann vermutet werden, dass es sich bei Groß Fredenwalde um den südlichsten bekannten slawischen Burgwall im deutschen Ostseeraum handeln könnte.

Das Uckerland war seit seinem Auftauchen in den Schriftquellen ein vor allem zwischen den Herzögen von Pommern und den Markgrafen von Brandenburg umstrittenes Land. 1147 stieß Albrecht der Bär im Rahmen des Wendenkreuzzugs bis nach Stettin vor. Umgekehrt stießen die Herzöge von Pommern bis auf den Barnim und Teltow vor, auf die sie erst um 1230 im Rahmen eines Vertrages verzichteten.

Das Siedlungsgebiet der Ukranen an der Ucker kam als Folge des Wendenkreuzzugs bald nach 1148 in den Besitz der (christlichen) Herzöge von Pommern, die sich zur Missionierung des Landes der heidnischen Ukranen verpflichtet hatten. Die neugegründeten Missionsklöster Stolpe an der Peene und Grobe auf Usedom wurden im Uckerland tätig, wo Kirchen in provincia Vcra 1168 nachweisbar sind.

Das Uckerland erhielt schließlich 1177/1178 ein eigenes Kloster in Gramzow, das mit der Erwähnung 1168 neben dem Ort Nieden (Nedam, erwähnt 1121) einer der ältesten Orte der Uckermark ist. „Der natürliche Reichtum des Landes und die infolge der Agrarkonjunktur des 12. Jahrhunderts anhaltende wirtschaftliche Blüte sicherten materiell die Existenz eines Stiftes vom Zuschnitt der Prämonstratenser“, verbunden mit „Missionsarbeit der Stiftsherren, Handel und Wandel in den aufblühenden Frühstädten des Pommern- und Uckerlandes und erste Rodungs- und Siedlungstätigkeit uckerscher und zuwandernder Bauern, wie sie für Pommern seit dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts bezeugt ist“ (Lieselott Enders). Die Böden des pommerschen Uckerlandes waren und sind fruchtbarer als die der übrigen in der askanischen Mittelmark. Die pommersche Politik der Landeserschließung im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus in der Germania Slavica unterschied sich prinzipiell nicht von den gleichzeitigen Aktivitäten der Askanier, der Wettiner und der Erzbischöfe von Magdeburg: sie war „auf der Höhe der Zeit“ (Lieselott Enders).

Von besonderer Wichtigkeit war die über Prenzlau führende Fernhandelsstraße von Magdeburg nach Stettin. Wegen seiner wirtschaftlichen Blüte wurde das Uckerland überregional bekannt, so dass es von Wolfram von Eschenbach etwa im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in seinem „Parzival“ als „Ukerlant“ erwähnt wird, ebenso der „Ukersee“.

Das Zentrum des Uckerlandes, Prenzlau, wird 1187 erstmals urkundlich erwähnt. 1188 wird es näher beschrieben als Burgort mit Markt und Krug (castrum cum foro et taberna). Zu diesem Ort gehörten auch eine Kirche und eine der drei Münzstätten Pommerns neben Stettin und Demmin. Prenzlau zeigt sich 1188 also als ein bedeutender Fernhandelsort mit zentralörtlicher Funktion, der 1234 von Herzog Barnim I. zur freien Stadt (civitas libera) nach deutschem Recht, dem damals modernsten Stadtrecht, erhoben wurde. Diese unter den Pommernherzögen begründete Vorrangstellung hat dazu geführt, dass Prenzlau nie seine Zugehörigkeit zur Spitzengruppe der brandenburgischen Städte verloren hat (mit Berlin/Cölln, Brandenburg, Frankfurt und Stendal). Die Bedeutung des Uckerlandes für die Herzöge von Pommern zeigt sich auch in der starken militärischen Sicherung, z. B. durch den „Grützpott“ bei Stolpe, gegen den die Askanier 1214 die Burg Oderberg errichteten.

Um 1230 erwarben die Markgrafen von Brandenburg zunächst das südliche Uckerland bis zur Welse durch Kauf von Herzog Barnim I., durch den Vertrag von Landin aus dem Jahr 1250 dann auch noch den restlichen nördlichen Teil. Der Vertrag von Landin gilt als „Geburtsstunde der Uckermark“ (Lieselott Enders), bezeichnet aber lediglich den Übergang der Herrschaft über das gesamte Uckerland von den Herzögen von Pommern auf die Markgrafen von Brandenburg. Der zuerst erworbene südliche Teil des Uckerlandes zwischen Finow und Welse (etwa die Linie Chorin – Angermünde – Oderberg) zählte noch im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 zum Barnim (siehe auch Verwaltungsgliederung im Landbuch Karls IV. – Uckerland). Das vereinigte Uckerland wird erst seit dem Spätmittelalter als Uckermark bezeichnet .

Der Vertrag von Landin war strategischer Teil des expansiven hochmittelalterlichen deutschen Landesausbaus nach Osten und Norden unter den gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III.; ihre Nachfolger bemühten sich wiederholt erfolgreich um die Lehnsherrschaft über Pommern (1198/99 und 1231). Ort des Vertragsabschlusses und Namensgeber war der Ortsteil Landin der Stadt Schwedt/Oder im Landkreis Uckermark, in der die Brandenburger wahrscheinlich am Kappenberg zwischen Hohen- und Niederlandin ein Lager aufgeschlagen hatten. Jahrelang blieb die Uckermark Zankapfel zwischen Pommern, Mecklenburg und der Mark Brandenburg. Erst nach dem Frieden zu Wittstock (1442) kam die Uckermark endgültig an Brandenburg.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) erreichte die Uckermark im Jahre 1626. Erschwerend ergaben sich 1629 und 1630 erhebliche Missernten und ab 1630 außerdem die Pest; in Prenzlau fielen ihr etwa 30 % der städtischen Vorkriegsbevölkerung zum Opfer. Am Ende des Krieges waren von den 222 Flecken und Dörfern der Uckermark annähernd 40 % völlig zerstört und menschenleer. Der kurfürstliche Versuch der Wiederbesiedlung erfolgte u. a. durch Anwerbung von Holländern, denen als Reformierten und Mennoniten freie Religionsausübung zugesichert wurde. Durch den Schwedisch-Polnischen Krieg (1655–1660) musste die Uckermark ab 1658 erneut Rückschläge hinnehmen: Während 1657 noch 2219 von den Bauern bestellte Hufen gezählt wurden, waren es 1660 nur noch 598. 1674 wurde die Uckermark nach kurzer Friedenszeit in den brandenburgisch-schwedischen Krieg (1674–1679) hineingezogen und durch Einquartierung von Soldaten und Plünderungen wiederum schwer geschädigt.

Das 18. Jahrhundert war zunächst geprägt von einer Phase des Wiederaufbaus und der verhaltenen wirtschaftlichen Erholung. Die ärztliche Versorgung wurde besser (Bildung einer Chirurgen-Innung in Prenzlau), die Zahl der Jahr- und Viehmärkte stieg in den 1720er Jahren in 16 Orten der Uckermark auf 43, die Infrastruktur wurde verbessert (z. B. Inbetriebnahme des Finowkanals in der südlichen Uckermark im Jahre 1746).

Die historische Landschaft Uckermark ist nicht identisch mit dem heutigen Landkreis Uckermark, ebenso wenig wie die historische Landschaft Barnim mit dem heutigen Landkreis Barnim.

 

Die hier aufgezeichnete Geschichte der Uckermark, entnommen aus Wikipedia, zeigt deutlich, dass es sich um eine Grenzlandschaft (Mark = Grenze, Rand) im Spannungsfeld zwischen Pommern, Mecklenburg und der Mark Brandenburg handelt. Die Uckermark war damals also eine Grenzregion der „Grenz-Grafschaft“ Mark Brandenburg des Deutschen Reiches. Hieraus erklärt sich die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert dauernde Zeit von fortdauernden Fehden, terrioritalen Streitigkeiten und Kriege. So ergibt sich auch ein Bild von immer wieder fehlschlagenden Siedlungsversuchen. Viele gerade gegründete Dörfer fielen wieder wüst; als Beispiel mag Densow dienen, dass um 1300 bereits gegründet war, aber 1375 praktisch wieder wüst lag. Es dauerte ungefähr 350 Jahre, bis es Anfang des 18. Jahrhunderts an einer etwas entfernte Stelle wieder neu gegründet wurde. Es seien aber auch Dörfer wie Rudow oder Streuse erwähnt, die Anfang des 16. Jahrhunderts existierten, aber heute nur noch als Namen auf einer Karte in der Chronik von Reschke (Seiten 18 - 19) auftauchen. Aus solchen Kriegszeiten entstammen auch die vielen Kirchenruinen, die in unseren Dörfern zu sehen sind.

Soweit meine Aufzeichnungen zur Vorgeschichte von Annenwalde in der Uckermark. Im nächsten Kapitel möchte ich dann auf die geschichtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen in den ungefähr 100 Jahren vor Gründung unseres Dorfes eingehen. Dann möchte ich aufzeigen, welches Umfeld das Fundament von Annenwalde bildet. Wobei ich unser Dorf sowohl in einen großen europäischen Rahmen als auch in die Zusammengehörigkeit zur Uckermark stellen möchte. Dazu gehört dann auch der engere Einflussbereich des Gebietes zwischen Templin und Lychen, Zehdenick und Boitzenburg. 

Momentaufnahme der Siedlungen im 14. Jahrh.

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