Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
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5.4 Im Backhaus

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5.4 I m B a c k h a u s


 

Auf der schon mehrfach genannten ältesten Karte von Annenwalde sind auch vier Backhäuser eingezeichnet.

Obwohl es damals die verschiedensten Berufe im Orte gab, ein Bäcker fehlte hier wie in den meisten Dörfern. Noch wurde in jedem Hause selbst das Brot gebacken. Deshalb war für mehrere Häuser jeweils ein gemeinsamer Backofen vorgesehen. Die Backhäuser waren, wahrscheinlich wegen der Feuersgefahr, immer etwa 100 Meter von den näch­sten Gehöften entfernt gebaut worden. Eines finden wir am Ende des zum Kruge gehörenden Gartens, ein anderes im Garten des Henricischen Erbenhauses. Beide waren also nur auf dem Wege über ein Privatgrundstück zu erreichen. Sie sind daher auch am frühesten abgerissen worden oder zerfallen. Nach sicheren Nachrichten, die ich etwa 1935 von alten Einwohnern erhielt, waren sie um 1870 nicht mehr vorhanden. Zu dieser Zeit gab es nur noch zwei der vier Backhäuser. Eines stand rechts in der Hüttenreihe, etwa 50 Meter von der Stelle entfernt, wo heute der Weg nach Densow abzweigt. Ursprünglich ging an diesem Back­haus vorbei der Weg zur ältesten Windmühle. Aber auch dieses Backhaus ist bald nach 1870 zerfallen. Am läng­sten hielt das Backhaus am Glasweg, das im äußersten Winkel von Ewalds heutigem Garten stand. Die Stelle ist noch daran zu erkennen, daß dort die Weißdornhecke fehlt, die den übrigen Teil des Gartens von der Straße trennt und die im Jahre 1902 gepflanzt wurde. Damals befand sich nicht weit davon entfernt die Schmiede. Zwischen Backhaus und Schmiede führte ein Weg zu der am See ge­legenen Bleiche. Seit 1698 ist auch dieses Backhaus nicht mehr benutzt worden. Es ist dann bald zerfallen und wurde 1902 abgerissen. Danach hatten noch einige Leute ein eigenes Backhaus in ihrem Garten. Das letzte bei Prütz ist 1950 abgebrannt.

Das Backhaus bestand aus dem eigentlichen bienen­korbähnlichen Backofen, der aus Lehm gebaut war, und dem Vorbau, der eine verschließbare Tür hatte. Der Schlüssel hing beim Schulzen. Wollte eine Frau backen, so mußte sie ihn dort holen. Immer fand sie noch einige Frauen,

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bei denen auch das Brot alle war. Gewöhnlich waren es drei oder gar vier Parteien, die sich zum gemeinsamen Backen zusammenfanden. Der Ofen faßte 18 große Brote. Zur verabredeten Zeit, etwa beim Morgenläuten, nahm jede Frau ein Bündel Holz, eine brachte Kien, eine den Schieber, die andere den Lumpen, die Krücke oder den Eimer Wasser. Dann wurde erst mal angeheizt. Abwechselnd ging die eine oder die andere Frau hin, um nachzulegen. War der Ofen heiß, dann wurde die Glut herausgehratzt, der Ofen mit dem nassen Lumpen gesäubert, und nun wurde erst mal ein Kuchen eingeschoben. Der Kuchen enthielt nur wenig Fett, manchmal hatte man den Teig sogar mit gekochten und dann gequetschten Kartoffeln gestreckt. Inzwischen wurden die Brotlaibe geformt. Um die fertigen Brote nachher zu er­kennen, hatte jede Frau ihr besonderes Zeichen, die eine machte mit dem Finger einen Ritz, die andere drückte alle fünf Finger ein, oder man machte ein Kreuz. War das Brot geschoben, dann Karn urst die schönste Zeit. Denn nun wur­de erzählt. Frau Koch saß auf der Türschwelle, Mutter Daniel benutzte die umgekehrte Backmolle als Sitzgele­genheit, und für die Siebenhühnersche waren da noch ein paar Reisigbündel liegen geblieben. Viel zu schnell ver­ging die Stunde, bis das Brot gut war. So kernig braun und knusprig, mit einem so nahrhaften Geruch bam es aus dem Ofen. Viele Sorten Brot werden heute gebacken, in den modernsten Backöfen, nach wissenschaftlichen Rezepturen, aber niemals wieder wird man ein so schmackhaftes Brot backen können wie damals. Aber nach dieser Abschweifung zurück zu damals. War es Herbst, dann würden noch Pflau­men oder geschnittene Äpfel zum Trocknen eingelegt. Die konnte man aber nicht gleich mitnehmen. Aber der Geruch von dem Backobst stieg den Jungen, wenn sie aus der Schu­le kamen, zu verführerisch in die Nase. Besonders als dann später das Schloß an der Tür nicht mehr zu benutzen war, da konnten die Bengels dann nicht widerstehen. Man mußte die getrockneten Pflaumen probieren. Natürlich durfte man sich nicht erwischen lassen. Selbst am Abend war es in dem Vorraum immer noch ein wenig warm und so recht heimlich und gemütlich. Das wußten nun wieder die Liebesleute genau, die sich hier ein Stelldichein gaben.

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