Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
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12.7: Langenwald

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12.7 Langenwall

 

Mit dem im vorigen Abschnitt geschilderten Verkauf des Waldstückes "der Brand" war auch der Verkauf der Ab­lage Langenwall verbunden. Diese Ablage befindet sich an der Havel zwischen Zaarenschläuse und Schleuse Schorfhei­de, unweit der Einmündung der Gallenbeek in die Havel. Hier wurden, wie auf Seite 36 berichtet, die Glaswaren aus der Annenwalder Hütte in Kähne verladen. Wie schon auf Seite 194 erwähnt, waren es immerhin erhebliche Mengen, die hier umgeschlagen wurden. Schon 1756 wird ein Freipaß beantragt für 20 000 Stück "allerhand Sorten Bou­teillen und 4-kantige Flaschen." 1758 wird ein Paß aus­gestellt über "zweymahl Hundert Tausend allerhand Sorten Bouteillen und Vierkantige Flaschen, drey Hundert Kisten Fensterglaß und vor Zwey Hundert Thaler Glaß Porcellain Waaren." 1760 sind es bereits "Dreymahl Hundert Tausend allerhand hohl Glaß und Bouteillenn." Die gleiche Menge wird auch für 1762 angegeben, dazu aber diesmal wieder 300 Kisten Fensterglas. Um diese Mengen an die Havel zu bringen, waren die Glaswagen ständig in Bewegung. Bei Langenwall aber mußten genügend Schuppen vorhanden sein, um die Glaswaren zu stapeln, bis jeweils wieder eine volle Kahnladung angefahren war. Die mit diesen Glaswaren beladenen Kähne gingen nach Berlin, Magde­burg, Halle, Hamburg und Stettin. Auf der Rückfahrt brach­ten die Kähne zum Teil Materialien mit, die als Rohstof­fe in der Hütte benötigt wurden. So ist 1755 die Rede von "500 Klumpen Thon" aus Hamburg, 1756 sind es schon 3000 Klumpen. 1758 wird der Paß ausgestellt über 3000 Stück "Cöllnischen Thon von Hamburg." 1760 sind es 150 Tonnen Ton. Über die Verwendung des Tones kann ich ein­deutiges nicht aussagen. Noch unklarer aber sind mir die Angaben über die Einfuhr von "4 ofen Steine" oder "3 Öfen Glaß-Öfen steine“. Ich nehme an, daß es sich um feuerfeste Tonsteine handelte, ähnlich dem Schamotte, und zwar um solche Menge, die zur Auskleidung von 4 bzw. 3 Öfen nötig war. Jedenfalls dürfte es sich auch hier um eine erhebliche Quantität gehandelt haben. Da in den Kreisen Templin und Prenzlau nicht genügend

 

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Buchenholzasche und Glasbrocken als Rohmaterial für die Glasherstellung gesammelt werden konnten, mußten auch die­se aus Potsdam, Berlin "und anderen Königlichen Örtern" in Kahnladungen herangeschafft, in Langenwall ausgeladen und ebenfalls vorübergehend untergebracht werden. Das wichtigste Rohmaterial aber war Salz. Ich wies schon auf das damals bestehende Salzmonopol und dessen sehr stren­ge Handhabung hin. So wird die von Zimmermann beantragte Menge immer erheblich gekürzt. Schon 1757 wird in einem Schreiben des Königlichen Kabinetts an die Kurmärkische Kammer bemerkt: "... 600 Scheffel schwartz Saltz, weilen solches ein großes Quantum ist. So haben Wir nur vor der Hand einen Paß auf 100 Scheffel ausfertigen laßen, welchen ihr hierneben zu empfangen, und im übrigen zu examiniren habt, wie hoch der Zimmermann samt seiner Familie und denen Ouvriers, auch übrigen Domestiquen ratione Consumtionis, in denen Saltz-Probe Registern an­gesetzt ist." Und der "Saltz Inspector zu Pretzlow" soll angeben, wie hoch die Consumtion der Familie Zim­mermann ist. 1758 wird dem Salzinspektor erneut be­fohlen, den privaten Salzverbrauch zu kontrollieren, "damit wegen des einzuführenden schwartzen Saltzes keine Unterschleife vorgehen und solches zur Consum­tion gebraucht werden möge." Schon einen Monat später wird erneut angeordnet, "dem Zimmermann ernstlich auf­zugeben, daß er sothanes schwartzes Saltz auf keiner­ley Arth mißbrauchen müße, widrigenfalls er dafür nachdrücklich angesehen werde, und für jeden Scheffel 10 Thaler Strafe erlegen soll." Jedenfalls aber werden zumindest 300 Scheffel Salz eingeführt. 1 Scheffel sind rund 55 Liter. Nun wiegt 1 Liter Salz etwa 1 kg. 300 Scheffel bedeuten also eine Menge von ungefähr 17 000 kg. Besonders für dieses Salz mußte schon ein sicherer und fest verschließbarer Schuppen vorhanden sein.

Aus einer Beschwerde von 1756 erfahren wir, daß Zimmermann zu gleicher Zeit 5 Kähne mit Glaswaren nach Hamburg geschickt hatte, von denen 3 leer und 2 mit Material beladen im August auf der Rückfahrt waren. Die leeren Kähne wurden in Havelberg angehalten und auf

 

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behördliche Anordnung nach Magdeburg geschickt, um dort Korn zu laden. Der siebenjährige Krieg hatte begonnen, und wie in allen Kriegen der Neuzeit waren Transport­mittel rar. Zimmermann bittet in einer Eingabe darum, ihm wenigstens die 2 beladenen Kähne und 2 weitere, die er noch in Zehdenick gemietet hatte, freizugeben, damit er seine Waren debitieren und die benötigten Materia­lien einführen könne. Eine ähnliche Kalamität, daß Kähne beschlagnahmt werden, geschieht auch noch 1760. Aus dem Bericht von 1756 geht hervor, daß Zimmermann ständig meh­rere Kähne im Rahmen seines Unternehmens in Betrieb hat­te. Also muß auch in Langenwall ständig gestapelt und aus- und eingeladen worden sein.

Von den erwähnten Freipässen sind einige erhalten geblieben, denen zum Teil noch die Bescheinigungen der Zollstellen und Schleusen angeheftet sind. Wir können daraus entnehmen, wie verhältnismäßig schnell damals solche Fahrten vonstatten gingen, obwohl die Kähne nur getreidelt wurden, oder es konnten im günstigsten Falle Segel gesetzt werden. So finde ich für eine Fahrt strom­auf folgende Orte und Daten:


 

  • Lenzen

    8.Mai

    Wittenberge

    9.Mai

    Havelberg

    11.Mai

    Rathenow

    12.Mai

    Plauen

    14.Mai

    Brandenburg

    16.Mai

    Potsdam

    16.Mai

    Oranienburg

    19.Mai

    Zehdenick 20.Mai 1759.

     

     

     


 

Eigenartig ist, daß die Anlage in Langenwall an­scheinend unbewacht war, obwohl dort viele wertvolle Ware lagerte. Zumindest hat zunächst niemand dort ge­wohnt. Erst 1837 wird im Kirchenbuch eine Caroline Pan­kow aus Langenwall genannt. Danach finden sich dann verschiedene Namen, darunter 1844 ein Schiffer Schneider. Letztmalig ist 1876 ein Pächter und Fuhrmann Otto ein­getragen. Alte Leute, die ich danach befragte, wußten sich nicht zu erinnern, auf Langenwall noch irgendwel­che Baulichkeiten oder Reste davon gesehen zu haben. Es darf also mit Sicherheit gesagt werden, daß bestimmt nach 1900 dort nur noch eine mit Gras bewachsene Ab­lage vorhanden war.

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