Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
 Unser DorfplatzAnnenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht

12.5: Das Vorwerk Krams

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12.5 Das Vorwerk Krams

 

Von den Wüstungen, über die auf Seite 18 berichtet wird, war Krams die für die Geschichte unseres Dorfes wichtigste. Wenn es auch nicht stimmt, daß Annenwalde auf dem wüsten Felde der Siedlung Crampitz angelegt worden sei, wie das der Kreishistoriker Rudolf Schmidt behauptet, so verbindet uns doch mit diesem Ort mancher­lei, sodaß hier zusammengefaßt sei, was mir über ihn be­kannt geworden ist.

Das Dorf wird erstmalig in einer Urkunde vom Jahre 1307 unter dem Namen Crampitz (Cramtze) erwähnt. Im Landbuche Karls IV. von 1375 wird es Kramptz geheißen, ohne daß über den Ort auch nur das geringste gesagt wird. 1441 war es im Besitze der Gebrüder Paschedag, welche die Hälfte des wüsten Feldes Cramptze mit dem Mühlenfließ inne hatten. Die andere Hälfte kaufte das Kloster Himmelpfort von Otto von Barsdorf. Von dem Mühlenfließ wird gesagt, daß es aus dem Großen Beutel in die Havel gehe. Nun fließt aber aus dem Großen Beutelsee nur die Gallenbeek in die Havel. Wenn wir annehmen, daß die Dorfstelle Crams da lag, wo später das Vorwerk Krams entstand, also etwa 500 Meter unterhalb des Großen Krams-Sees, so ergibt sich daraus die Größe der einst zu Crams gehörenden Feldmark; denn bis zur Gallenbeek sind es immerhin fast 2 Kilometer. Es ist anzunehmen, daß das Kloster Himmelpfort später auch die andere Hälfte der zu Crams gehörenden Ländereien in seinen Besitz gebracht hat. Nachdem 1539 in Brandenburg die Reformation eingeführt worden war, wurden auch hier die Besitzungen der Klöster säkularisiert, d.h. sie wur­den Besitz des Landesherrn. Der Kurfürst Joachim II. (1535-1571) überließ aber die neuen Besitzungen dem Adel als Lehen. So kam Himmelpfort mit seinen umfang­reichen Besitzungen, zu denen also auch Crams gehörte, an den Herrn Adam von Trotte, der Hofmarschall des Kur­fürsten und Erbherr auf Badingen war. Zunächst erhielt der v. Trotte den Besitz amtmannsweise auf Lebenszeit. Der Kurfürst, wie die meisten Fürsten seiner Zeit wegen seiner Prachtliebe und Verschwendungssucht oft in

 

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Geldverlegenheit, lieh bei seinem Hofmarschall "eine nam­hafte Summe Gulden." Da er das Geld nicht zurückzahlen konnte, wird A. v. Trotte der Himmelpforter Besitz 1557 erblich verschrieben. Der letzte seiner Erben, Friedrich Wedige v. Trotte, starb 1730 und wurde in der Kirche zu Himmelpfort beigesetzt, wo sein Grabstein noch heute zu sehen ist. Der Trottesche Besitz fiel nach Lehensrecht an den Lehnsherrn zurück. Das war der Landesfürst, in diesem Falle also der König von Preußen. Man bildete das Amt Badingen, zu dem außer Badingen noch Mildenberg, Ribbeck, Marienthal, Zabelsdorf, Bredereiche, Zootzen, Him­melpfort, Sähle Ravensbrück, Tangersdorf, Densow, Beutel und Röddelin gehörten. Wie aber schon erwähnt, waren die meisten dieser Dörfer ganz oder zum Teil wüst.

An Crams vorbei führte die damals bedeutsame Post­straße von Lychen nach Zehdenick. Diese Straße verlief von Lychen aus zunächst so wie die heutige Chaussee. Etwa 2 Kilometer vor Densow, wo die Chaussee einen kräf­tigen Knick aus der südöstlichen in die östliche Rich­tung macht, bog die alte Straße dann nach Süden ab und führte durch den Wald an Crams vorbei, durch sumpfiges Gelände am Westzipfel des Gr. Beutelsees, über Kannen­burg und Jordansdorf nach Hammelspring und Storkow, um hier auf die Straße Templin-Vietmannsdorf-Storkow-­Zehdenick zu stoßen. Der Teil der Straße zwischen Ly­chener Chaussee bis zum Gr. Beutelsee ist als alte Zehdenicker Landstraße früher jedem Annenwalder bekannt gewesen. In auffallender Breite führte sie durch den Wald. Durch Samenflug verwuchs sie mehr und mehr. Durch die nach 1945 vorgenommene Einrichtung eines Truppen­übungsplatzes auf diesem Gelände ist auch der Rest der Straße verschwunden. Ich erinnere mich noch, daß 1934 da, wo die Landstraße von der Lychener Chaussee abzweigt, ein alter Wegweiser aus Holz stand, auf dem noch zu ent­ziffern war: Nach Zehdenick 3 Meilen. Außer den Holzfah­rern hat schon damals niemand mehr diese Straße benutzt. In der Nazizeit war ihre Benutzung wegen Sperrung der gesamten Schorfheide verboten. Heute führt sie wie schon gesagt, durch den Schießplatz.

Ungefähr da, wo im Jagen 98 des Reviers Densow, an

 

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der Grenze vom Jagen 81, der Weg von Annenwalde nach Himmelpfort die alte Zehdenicker Landstraße schneidet, lag ehemals ein Krug, wohl mehr eine Herberge als ein Gasthaus. Es war hier etwa die nordöstliche Ecke des Waldstückes "der Brand", über den im nächsten Abschnitt berichtet wird. Noch zu Anfang der dreißiger Jahre war die Stelle an dem Baumwuchs und an der Bodengestaltung deutlich auszumachen. 1935 gab es alte Densower Ein­wohner, denen Augenzeugen von diesem Krug erzählt haben. Große Stallungen sollen besonders auffallend gewesen sein. Hier wurde wohl in der Nacht das Vieh unterge­stellt, das nach Berlin getrieben wurde. Der Krug müßte noch im Jahre 1840 gestanden haben, denn in diesem Jah­re wird im Kirchenbuch von- Annenwalde im Geburtenregi­ster ein Carl Friedrich Wilhelm Pankow genannt als "Krüger auf dem Brand." Wann und von wem der Krug dann abgerissen wurde, ist unbekannt.

Eine weitere Durchsicht des Kirchenbuches ergab, daß nur zwischen 1826 und 1840 Personen genannt werden, die auf dem Brand gewohnt haben. Da wird 1826 ein Sohn des Pächters und Krügers Friedrich Wilhelm Hetzel ge­tauft. Der Vater muß ein recht angesehener Mann gewesen sein. Denn als Taufpaten werden genannt: Frau v. Buch in Tornow, Frl. v. 0ertz in Blumenow, Frau Vicemeister Stutz in Annenwalde, der Victualienhändler Belkow und der Schulze Werner, beide aus Annenwalde. 1831 und 1832 wird der Krüger Kleist erwähnt. 1833 verstirbt auf dem Brand der Arbeitsmann Michael Friedrich Pankow.

Zu klären bleibt noch, wem der Krug gehört hat und aus welchem Grunde er vor 1826 in den Kirchenbüchern nicht vorkommt.

Wenn wir von der Krugstelle aus weiter nach Süden gehen, kommen wir aus dem Revier Densow in das Revier Krams und im Jagen 84 an die Stelle, wo bis 1912 das Forsthaus Krams stand, das im genannten Jahr abgerissen wurde, weil man in der Nähe des Dorfes Beutel ein neues Forsthaus gebaut hatte. Es heißt noch heute Forsthaus Krams, obwohl dort kein Förster mehr wohnt.

 

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Doch nun zurück zum Vorwerk Krams bzw. Crams. In den Urkunden über die Gründung von Annenwalde wird es niemals erwähnt. Es ist daher nicht ersichtlich, wann es als Vorwerk zu Annenwalde gekommen ist, oder wann vom Gut Annenwalde aus dort neu ein Vorwerk errichtet wurde. Ich habe lediglich feststellen können, daß der Gutsbesitzer August Rudolph Brockes mit der Königli­chen Regierung zu Potsdam einen Kaufvertrag schließt. Danach erhält er "folgende zum Amte Badingen gehörigen Seen, als

1. den großen Crams-See und Rohrnutzung

2. den kleinen Beutel-See, den kleinen Crams‑

See und den Seeken-See mit Fischerei und Rohrnutzung."

Von Land oder von Gebäuden ist im Kaufvertrag keine Rede. Es mag eingefügt werden, daß der kleine Beutel-See und der Seeken-See wahrscheinlich bald hach dem Kaufe an den Bauer Repkow in Beutel verpachtet wur­den. 1903 beantragt ein Herr A. Repkow bei der Oberför­sterei Alt Placht die Vermessung der beiden Seen, die er vom Rittergut Annenwalde in Erbpacht habe. Der kleine Beutel-See liegt unmittelbar an der Südseite des Dorfes, der Seeken auf der dem Dorfe gegenüber liegenden Seite des Gr. Beutel-Sees im Wald. In Beu­tel heißt er allgemein der Zeeken.

Im Annenwalder Kirchenbuch wird Crams erstmalig 1785 erwähnt. Dem dort wohnenden Schiffer Friedrich Ebert stirbt ein Sohn. Später müssen zeitweilig sogar mehrere Familien dort gewohnt haben. So werden zwischen 1837 und 1848 genannt der Schuhmacher Schneider, der Arbeitsmann Pankow, der Fischer Sieting und der Fischer Sandow. Aber auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. werden noch Leute vom Crams genannt. So die Schäfer Kerl und Stöckel, der Schneidermeister Dietrich und die Arbeitsleute Altenburg, Blank und Jungblut. In un­serm Jahrhundert war immer nur noch eine Familie dort ansässig. Von 1918 bis 1925 wohnte dort der Fischer Bredow, der aus Fürstenberg/Oder (heute Eisenhütten­stadt) hergezogen war. Er befischte für den Annen­walder Gutsbesitzer den Großen und den Kleinen Krams und den Annenwalder Haussee. Frau Hedwig Prütz, die

 

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Tochter des Herrn Bredow, erzählte mir, daß auf Krams ein geräumiges Wohnhaus stand, dazu Stall und Scheune. Außerdem war noch ein größerer Schuppen vorhanden, in dem über Sommer 30 oder mehr Stück Jungvieh unterge­bracht wurden, die sich auf den umliegenden Wiesen er­nährten. Nachdem Herr Bredow fortgezogen war, wurden die beiden Seen an den Drogisten Scheffler aus Temp­lin verpachtet.

Nun lag Krams mitten im Gebiet der preußischen Staatsforst. Es war daher sehr naheliegend, daß die Forstverwaltung auf den Erwerb des Geländes bedacht war. Eine geeignete Gelegenheit ergab sich, als der Gutsbesitzer Kriewitz (s. S. 46) in finanzielle Schwie­rigkeiten kam. Der Forstmeister Correns aus Alt Placht führte die Verhandlungen. Das Kulturbauamt in Char­lottenburg gab im Frühjahr 1927 ein Gutachten ab. Von dort wird für die Wiesen ein Kaufpreis von 1440 Mark pro Hektar errechnet, da man von einem Pachter­trag von 200 Mark pro Hektar ausgehen könne. "Bei dem großen Wiesenmangel in der Templiner Gegend ist es nicht ausgeschlossen, daß Pächte von 280 bis 300 Mark erzielt werden", wird in dem Gutachten gesagt. Die beiden Seen bringen zu dieser Zeit eine Jahres­pacht von 500 bzw. 100 Mark. So wird denn ein Preis von 32 000 Mark vereinbart. Inzwischen hat man aber bei der Regierung in Potsdam herausgefunden, daß auf dem Kaufgrundstück noch Lasten ruhen. Sie ergaben sich aus dem Kaufvertrag vom 31. Juli 1832. (s. S. 199) Daher ist in dem Kaufvertrag vom 8.11.1927 nur noch ein Preis von 31 000 Mark enthalten. Dazu muß der Verkäufer noch die Grunderwerbssteuer in Höhe von 1641 Mark und die durch die Kaufverhandlung entstandenen Kosten bezahlen. Bis auf den oben er­wähnten größeren Schuppen‚ den die Forst noch nutzen wollte, mußte der Verkäufer die vorhandenen Baulich­keiten unverzüglich abreißen lassen. Der Staat hat­te also die allgemein ungünstige wirtschaftliche Si­tuation und die schwierige Lage des Herrn Kriewitz gehörig ausgenutzt.

 

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Nach Süden, in Richtung -Havel, wird das Wasser aus

dem Gr. Krams-See durch die Krams-Beek abgeleitet. Zu­fluß hat der See von Norden durch die Milten-Beek, die aus den Seen bei Tangersdorf kommt. In der Niederung, durch die die Milten-Beek fließt, liegen Wiesen. Sie gehören im südlichen Teil auf dem Ostufer der Beek nach Annenwalde, auf dem Westufer nach Bredereiche. Die Annewalder Wiesen hießen die Büdnerwiesen. Sie gehörten den kleinen Besitzern im Dorf, jeder Anteil betrug etwa 0,5 ha. Auch die Kirchen- und Schulgemeinde besaß ein solches Wiesenstück. Wir wissen‚ daß noch beim Tode des Zimmermann jun. 1774 keine Bauern oder Büdner in Annenwalde angesiedelt waren. Die Frage bleibt offen, ob die Wiesen insgesamt vorher zum Besitz der Entre­prise gehörten und ob entsprechend der Ansiedlung den neuen Besitzern jeweils ein Stück zugeteilt wurde. Die Reihenfolge der Besitzer in den. Wiesen entsprach aber fast ihrer Reihenfolge im Dorf.

Die Milten-Beek war mit den Jahren beinahe zugewachsen, die Grabensohle lag kaum noch unter der Höhe der Wiesen. So standen diese meist unter Wässer und ga­ben wenig und schlechtes Futter. Es muß kurz vor 1930 gewesen sein, als man von der Behörde eine Melioration vorschlug. Das kostete aber Geld. Die Besitzer lebten so schon in Dürftigkeit. Dazu kam noch die Wirtschafts­krise jener Jahre. Von den damals unmittelbar Beteilig­ten lebt niemand mehr, der mir diesbezügliche Auskunft geben könnte. Schriftliche Unterlagen in dieser Angelegenheit habe ich bisher nicht gefunden. Ich weiß nur, daß trotz eines gewissen Widerstandes der Besitzer me­liorative Arbeiten durchgeführt wurden. Trotzdem konnte man bei der Heuernte kaum mit dem Pferdewagen in die Wiesen hinein. Vielfach mußte das Heu mit einfachen Tragen bis an den Weg geschafft werden.

Heute liegen die Wiesen mitten im Truppen-Übungs­platz. Sie sind völlig zerwühlt und unbrauchbar. Den Besitzern wird vom Staat eine Entschädigung gezahlt.

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