Unser Dorfplatz Annenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht
 Unser DorfplatzAnnenwalde, Vorwerk Annenwalde, Densow, Alt und Neu Placht

2.4. Gründung Annenwalde laut Reschke-Chronik

Die Gründung unseres Dorfes Annenwalde hat der Lehrer Walter Reschke ausführlich in seiner Chronik beschrieben. Er griff dabei auf eine Schulchronik eines Vorgängers im Schulamt, dem Lehrer Gustav Gohlke, zurück. Zusätzlich fand er im „Preußisch Geheimen Staatsarchiv“ in Berlin-Dahlem weitere Unterlagen zur Gründung von Annenwalde. Reschke konzentriert sich auf die Wiedergabe von diesen verfügbaren Quellen, die in erster Linie die finanzielle Seite der Gründung beschreiben. Über die Ortsauswahl berichtet er :
„In einer abgelegenen Feld­mark namens Denso, wo Holz nicht zu debitiren (verkaufen) war, wollte Zimmermann eine Porcellaine-Fabrique nebst einer grünen Glashütte anlegen.“.

Der Ort Densow (Densouue) ist erstmalig 1307 urkundlich erwähnt. Er lag ursprünglich ungefähr an der Stelle des heutigen Annenwalde am Densowsee. Da aber die Uckermark rund 200 Jahre lang Grenzland zwischen Brandenburg, Pommern und Mecklenburg war , „So reihte sich Fehde an Fehde, Raubzug an Raubzug, und den größten Schaden erlitten dabei die Bewohner des platten Landes, die der Grau­samkeit der feindlichen Horden schutzlos preisgegeben waren. ---- Einzelne Dörfer wurden derart verheert, dass sie nicht wieder aufgebaut wurden und noch heute nur als wüste Dorfstellen bekannt sind." (Dr. G. Albrecht, "Die Landesentwicklung der Mark Brandenburg" enthalten in "Landeskunde der Provinz Brandenburg" II. Band, S. 23).“
Bereits 1375 war Densow praktisch wieder wüst gefallen. Es wurden nur noch 4 Hufen Landfläche von ursprünglich 40 Hufen bestellt; danach lebten höchstens noch 4 Familien dort. Im Densowsee wurden auch noch Fisch gefangen. Anfang des 18. Jh. wurde 1,3 km nördlich des Sees eine Teerofenstelle eingerichtet. Ab 1749 wurde dann an dieser neuen Stelle eine Kolonie von einem Teerbrenner und drei Kolonisten gegründet, die später zum Dorf Densow wurde. Die ganze Feldmark war bewaldet und lag in der Mitte zwischen den Städten Templin und Lychen. Teerofen oder auch Pechofen genannt waren ähnlich den Köhlerhütten Orte im Walde, an denen Holz unter geringer Sauerstoffzufuhr verschwelt wurde. Das Produkt Teer war eine braunschwarze, durchscheinende, leicht körnige, klebrige Flüssigkeit von eigentümlichem, kräftigem Geruch und Geschmack. Es wurde in der Medizin und in vielen Handwerken als Desinfektionsmittel, Klebemittel, Schmierstoff und als Grundlage für weitere Produkte wie z.B. Tinten und Farben genutzt. Insofern war Teer eine wichtige Basis der damaligen Wirtschaft. In dieser Gegend, die sich eigentlich nur durch ihre Abgelegenheit und Bewaldung auszeichnete, sollte also eine Grüne oder Waldglashütte gegründet werden. Also war auch Densow so wie Annenwalde eine Neugründung auf Grund von Erwerbsmöglichkeiten außerhalb und zusätzlich zur Landwirtschaft. Und obwohl beide ungefähr zur gleichen Zeit gegründet wurden, scheint es zumindest in der ersten Zeit keine oder nur wenig Verbindungen gegeben zu haben.

 

Diese Karte aus früher Zeit weist zwei alte Landstraßen oder Hauptwege aus. Zum einen die von Templin über Placht nach Lychen und zum anderen von Lychen über Wuppgarten an Tangersdorf und Grams vorbei nach Zehdenick. Außer den Straßen und Wegen zwischen Städten und Dörfern spielten die Wasserstraßen eine wichtige Rolle. Für Massentransporte besonders aus der Uckermark nach Berlin bot sich die Havel an. Aber der Landweg vom neuen Standort Annenwalde zum Fluss beträgt rund 4,5 km.
Es müssen also andere und gewichtige Gründe vorliegen, den Standort am Densowsee zu 
wählen. Ein Grund könnte im Vorhandensein von Wegen oder Straßen liegen. Von Tangersdorf aus führten Waldwege nach Beutel und weiter nach Templin. Eine Straße von Annenwalde nach Densow gab es bis 1795 immer noch nicht; zumindest ist sie auf dem Dorfplan aus jenem Jahr nicht verzeichnet. Dies bedeutet, dass auch keine Anbindung zur Landstraße Templin über Placht nach Lychen vorhanden war.

Die Havel entlang von Bredereiche über die spätere Glasablage nach Templin gibt es noch heute keinen befahrbaren Weg, da Einmündungen von Bächen wie der Kramsbeek und Gallenbeek das Gelände praktisch unpassierbar machen. Auch spätere Versuche, die Glashütte an den Fluss zu verlegen, scheiterten. Herr Johann Christoph Brockes, der Nachfolger des Gründers Zimmermann wollte nach dem Siebenjährigen Krieg, also nach 1763 im Zuge einer möglichen Umstellung auf Feuerung mit schlesischer Steinkohle, die Glashütte modernisieren und nach Langenwall verlegen. Reschke vermerkt, dass der Grund für die Beibehaltung des Standortes nicht bekannt ist. Gleichwohl berichtet er vorher, dass Brockes eine Forderung nach einem Glasmonopol im Amt Zehdenick stellte. Da aus dem gesamten Gründungsbericht hervorgeht, dass es sich im Zuge dieser wirtschaftlichen Unternehmungen auch immer um einen Machtkampf zwischen Staatsverwaltung und Unternehmertum dreht, können solche Auseinandersetzungen vielleicht größere Einflüsse gehabt haben, als rationale Gründe. Die Schilderungen der Beziehungen zwischen dem Domänenrat Pfeiffer und dem Unternehmensgründer Zimmermann lassen dies möglich erscheinen. Die Standortwahl ergab auf jeden Fall einen enormen Aufwand, die produzierten Glaswaren über die schlechten Wege in speziellen Transportwagen zur Havel zu schaffen. 

Mit dem Datum 15. Januar 1754 verbinden wir heute den Gründungstag unseres Dorfes Annenwalde. Der Name taucht allerdings erst später in den offiziellen Quellen auf.

Im Jahre 1984 sind im Rahmen des “Historischen Ortslexikon Brandenburg” von Lieselott Enders der erste Band “Uckermark” erschienen. Dieses Werk ist dem Lehrer Walter Reschke bei der Verfassung seiner Chronik natürlich nicht bekannt gewesen. Das Lexikon ist heute im Internet verfügbar. Einen Großteil der folgende Informationen fußt auf dieser Quelle., welche einige neue Fakten zu Annenwalde und Templin enthält. In diesem Dokument wird der Name Annenwalde ab 1754 bereits genannt. Aber ob dies auch die historischen Quellen hergeben, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden. Selbst 1763 ist noch von dem “Densower Forstrevier” die Rede. Endgültig bewiesen dürfte der Name auf jeden Fall ab 1772 sein.

Ein wichtiger Baustein für das Verständnis der Gründung Annenwaldes dürfte die “Entrepeneurmethode” Friedrich II. und in diesem Zusammenhang die Rolle des “Kommissar” Pfeiffer” sein. Der König wollte mit seinen Methoden die Wirtschaft und das Unternehmertum fördern. Einwanderung und Industrialisierung waren Hauptbestandteile seiner Förderung. Kommissare waren leitende Verwaltungsbeamte der einzelnen Behörden. Ihre Initiative konnte erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Wirtschaft haben. Bei dem Kriegs- und Domänenrat Pfeiffer scheint es sich um einen sehr aktiven und auch einflussreichen Mann gehalten haben, der in enger Verbindung mit Unternehmern die Bedeutung Preußens vorantreiben wollte und neue Projekte forcierte. Er scheint auch einen guten Draht zum König besessen zu haben, denn er setzte sich wohl auch gegenüber den normalen Verwaltungskammern durch. Ohne ihn dürfte sich Zimmermann durchaus nicht mit seiner Glashütte in Annenwalde durchgesetzt haben.

Der Gründer Annenwaldes behauptete sich auf jeden Fall mit seiner Dorfgründung und trotz seines frühen Todes konnte Glashütte und Gut unter den Nachfolgern einen Aufschwung erleben, der bis zu einer Bevölkerungszahl von 403 Menschen im Jahre 1840 gipfelte.
 

Einzelheiten der Entwicklung unseres Dorfes bis 1972 können der Reschke Chronik entnommen werden. 

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